Stele am Westfriedhof in Aachen

Gedenkstätte am Westfriedhof

Nach der Einrichtung der 5 Grabfelder für nicht bestattungspflichtige Kinder konnten wir im März 2004 auch unser nächstes Ziel verwirklichen: Die Schaffung einer Gedenkstätte für früh verstorbene Kinder. Seitdem gibt es auf dem Westfriedhof I neben unserem Grabfeld eine Gedenkstätte für früh verstorbene Kinder, die nicht bestattet wurden bzw. deren Grab sich nicht in der Nähe befindet oder deren Grabstätte bereits abgelaufen ist. Hier können nun die Eltern einen Ort finden, zu dem sie mit ihrer Trauer gehen können- einen konkreten, fassbaren Ort, um an ihr Kind zu denken.

Der Entwurf und die Edelstahlkonstruktion wurden von Eltern der Trauergruppe angefertigt. Herr Radermacher, dessen Werkstatt sich am Friedhof Lintert befindet, hat die Säulen bearbeitet und es können kleine Steine mit den eingravierten Namen der Kinder darauf angebracht werden.
Natürlich entstehen für diese Arbeiten auch Kosten. Der Preis für einen Gedenkstein liegt z. Zt. bei 75,– Euro. (Wünschen die Eltern zusätzlich ein Datum, kommt noch ein Aufpreis von 5 Euro dazu.) 15,– Euro gehen an den Verein Verwaiste Eltern, um anfallende Ausgaben in diesem Zusammenhang bestreiten zu können. Aufstockungen nach oben sind gerne gesehen, da unser Verein auf Spendengelder angewiesen ist, um weiter existieren zu können.

Lesen Sie weiter unten zur Symbolik des Grabmals von Andreas Radermacher und zum Entwurf der Edelstahlkonstruktion.

Die Gedenksteine können über den Verein in Auftrag gegeben werden. Dazu folgende Hinweise:

  1. Von 5 verschiedenen Steinarten (siehe Fotos unten) können die Eltern einen Stein auswählen.
  2. Für die Bestellung fordern Sie bitte den Bestellschein an: info (at) verwaiste-eltern-aachen.de

Symbolik des Grabmals

Der Grabmalsteinmetz muss sich berufsbedingt täglich mit dem Thema Tod auseinandersetzen. Er tut dies – in aller Regel – professionell, d.h. einfühlsam, aber mit Abstand.
Als ich mit Thema »Tod, Kinder, Gedenkstätte« konfrontiert wurde, wollte sich der sonst übliche professionelle Abstand nicht einstellen. Der Gedanke, dass teuer bezahlte »Kunst« unabdingbar ist, um derer zu gedenken, die uns viel zu früh verlassen haben, wollte mir partout nicht in den Sinn.
»Durch Schlichtheit bestechen«, dachte ich im Gespräch mit der Trauerbegleiterin beim Verein Verwaiste Eltern Aachen e.V., Gerda Palm, und mit einer gehörigen Portion »kindlicher Unbefangenheit« baute ich vor meinem geistigen Auge bereits im ersten Gespräch ein Säulenarrangement auf.

Die Gelegenheit, mit einem nicht unerheblichen Arbeits- und Maschineneinsatz die eigene Idee auch praktisch umzusetzen, war zum Greifen nahe. Und es war uns allen im Betrieb eine Herzensangelegenheit, diese Hilfe zu leisten.

Die Symbolik der Säule gefällt mir deshalb so gut, weil sie als Sinnbild für den aufrecht stehenden Menschen, den lebendigen, nach oben strebenden steht. Die nach oben strebende Säule ist gotisch und damit auch göttlich. Und sie symbolisiert ohne große Worte den Übergang vom Diesseits zum Jenseits.

Zwei massive Steinsäulen in der Mitte des Arrangements bilden das Zentrum, die Basis. Sie sind massiv, aber dennoch weich und ohne scharfe Kanten. Sie sind bekrönt, mit einer Plastik aus Edelstahl, und nehmen – für immer – den nachfolgenden Text in sich auf:

»Du warst ein Lied in mir, das nie gesungen wurde
nur gehört von mir«

Sie sind umgeben von vier kleineren Säulen, sinnbildlich für die vier Jahreszeiten, die vier Elemente (Feuer, Wasser, Erde und Luft), die vier Himmelsrichtungen oder die vier Evangelisten – also für das Elementare…

Die vier kleinen Säulen haben Einfräsungen, in die kleine Gedenksteine aus bunten Steinmaterialien (weißer Marmor, roter und grüner Granit bzw. Gneis) eingefügt werden. Die kleinen Steine haben den Charme eines bunten »Bauklotzes«, und eingefügt in die Säulen, erinnert alles wirklich an ein immerwährendes Baukastenspiel aus Stein.

Dicht beieinander, sich gegenseitig beschützend, wie im Kindergarten oder in der Schulklasse, wo sich alle um die Erzieherin bzw. die Lehrerin versammeln, ordnen sich die kleinen Steine auf der Stele zu einer Gruppe.
Jedes Steinchen trägt den Namen eines Kindes – unverwechselbar, unvergleichbar, niemals vergessen…

Andreas Radermacher, Steinmetz in Aachen